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15. Mai, 2023 / Katharina Frauenknecht

Island: Regierung veröffentlicht Studie, die die Grausamkeit des Walfangs belegt

Eine kürzlich von der isländischen Regierung veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass über 40 % der Wale, die während der letzten Walfangsaison getötet wurden, nicht sofort tot waren.

Es ist das erste Mal in der Geschichte des isländischen Walfangs, dass eine isländische Behörde das Leiden der Tiere im Walfang untersucht. Dafür wurde während der isländischen Finnwalfangsaison 2022, bei der insgesamt 148 Wale getötet wurden, Filmmaterial aufgenommen und ausgewertet.

Von den insgesamt 148 getöteten Walen waren 73 % weiblich, 11 davon waren trächtig und einer säugte. Die Videoaufnahmen dokumentieren desweiteren die Tötung von 58 Finnwalen, die als „gefährdet“ eingestuft sind. Der Schwerpunkt der Auswertungen lag auf der Erhebung der Zeit, wie lange es dauert, bis ein harpunierter Wal als tot eingestuft wird. So konnte belegt werden, dass jeder zweite Wal (über 40%) nicht sofort stirbt, nachdem er von einer Harpune getroffen wurde. Durchschnittlich leiden die Tiere 11,5 Minuten, bevor sie als tot gelten. Fast ein Viertel der Wale musste ein zweites Mal harpuniert werden. In einem Fall kämpfte ein Tier zwei Stunden lang, bevor es schließlich für tot erklärt wurde.   In einem Fall wurde ein Wal mit einer Harpune im Rücken fünf Stunden lang verfolgt, bevor er schließlich schwer verletzt entkam.

„Kein Tier, unabhängig davon, wie es getötet wird, sollte über einen so langen Zeitraum leiden müssen. Wale sind empfindsame und intelligente Wesen, die physisch und psychisch während der Tötung extrem leiden. Alle wissen, dass der Walfang überholt und grausam ist, er muss sofort beendet werden. Niemand in Island ist auf das Fleisch der Wale angewiesen.“, sagt Patrick Ramage, Programmdirektor für Meeresschutz des IFAW (International Fund for Animal Welfare). „Es gibt keine Möglichkeit, einen Wal human zu töten. Der kommerzielle Walfang ist immer grausam und er ist noch dazu unnötig, deshalb ist es höchste Zeit, dass er eingestellt wird. Wale sind von immenser Bedeutung in unserem Ökosystem und Whalewatching ist zudem ein wichtiges Standbein für den isländischen Tourismus.“

Die Studie wurde durchgeführt, nachdem die isländische Fischereiministerin Svandis Svavarsdottir im Juli 2022 neue Regularien für den Walfang eingeführt hatte. So musste der letzte noch aktive Walfänger Islands, Kristjan Loftsson, die Behörden auf die Schiffe seiner Firma Hvalur Hf lassen und den Walfang mit Überwachungskameras dokumentieren. 

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